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Rund um das Hochzeitsfest ranken sich viele alte und neue Bräuche. Einige Hochzeitsbräuche geraten zunehmend in Vergessenheit, andere spielen nur noch regional eine Rolle, und manch altes Brauchtum erlebt gerade eine nicht erstaunliche Renaissance. Schon bei der Verlobung beginnt es: Welche Bedeutung hat die Verlobung? Warum bringen die Scherben des Polterabends Glück, wieso soll die Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues tragen und welchen Sinn macht es, dass der Bräutigam die Braut zur Hochzeitsnacht über die Türschwelle trägt? Wo hat das Reiswerfen seinen Ursprung? Es gibt noch viel mehr Bräuche, die man bei Hochzeiten gern pflegt. Wir schauen hier auf einige Hochzeitsbräuche und fragen uns, woher sie kommen und ob sie noch zeitgemäß sind.
Der Brauch der Verlobung - und damit das anstecken eines Verlobungsringes - ist älter als unsere christliche Zeitrechnung. Schon in Schriften, die um das Jahr 200 vor Chr. entstanden, findet man den Brauch, dass Männer ihrer zukünftigen Braut einen Ring ansteckten, sobald diese gelobte, ihn zu heiraten. Nur die Frau trug den Ring. Er war das sichtbares Zeichen, dass sie vergeben ist - und nur sie musste schon jetzt treu sein. Erst ab dem 14. Jahrhundert mussten auch Männer sich an die gegenseitige Absichtserklärung halten und begannen ebenfalls einen Verlobung zu tragen. Dieser Brauch, als Zeichen der Verbundenheit zwei gleiche Ringe zu tragen, hat sich zumindest in Europa bis heute gehalten. In vielen Regionen gilt das noch: Nur die Frau trägt den Ring. Daher fällt der Verlobungsring regional ganz unterschiedlich aus. In den USA beispielsweise ist es üblich, dass Männer ihren Herzdamen einen üppigen Verlobungsring mit einem möglichst großen Diamanten anstecken, selbst aber bis zur Hochzeit keinen Ring tragen. In Deutschland stecken sich Verlobte gegenseitig einen Ring an, wenngleich die US-amerikanische Tradition auch hierzulande zum Trend wird und somit immer mehr Anhänger findet.
Alle Bräuche, die Lärm erzeugen sind besonders alt; denn mit Getöse, Geknalle und Gepolter glaubte man alle bösen Geister zu vertreiben. Bösen Geistern galt die größte Furcht im Altertum, im Mittelalter und sogar noch in der Neuzeit. So gehört der Polterabend zu den ältesten Bräuchen, ist älter als die christliche Hochzeit selbst. Mit dem Lärm wollten Angehörige und Freunde des Paares den bösen Geistern zeigen: Lasst dieses Paar in Frieden, sonst bekommt ihr es mit uns zu tun. Der Polterabend hat sich gehalten; die Bedeutung hat sich aber gewandelt; nun drücken die Feiernden aus: Scherben bringen Glück. Traditionell findet der Polterabend am Abend vor der Hochzeit statt; doch da aus dem kurzen Abend meist eine lange Nacht wird, verlegt man ihn nun oft auf einige Tage vor der Hochzeit.
Zum Poltern benutzt man Keramik, Porzellan, Tongefäße, die mit Getöse auf die Erde geworfen werden. Glas zerschlägt man nicht, denn Glas gilt als Symbol für reines, ungetrübtes Glück.
Zum Brauch des Polterabends gehört, dass Braut und Bräutigam die Scherben miteinander zusammenfegen, als Zeichen der zukünftigen Gemeinsamkeit und Gleichberechtigung. Dazu werden ihnen von Gästen zwei geschmückte Besen überreicht. Diese Fegeaktion wird von den Gästen freudig begutachtet und mit Applaus begleitet. Idealerweise wirft das Paar die aufgefegten Scherben in einen abschließbaren Behälter, bringt also vielleicht ein Schloss an der Mülltonne an; ansonsten machen sich Gäste einen Spaß daraus, die Scherben für ein weiteres Zusammenfegen mehrmals wieder auszuschütten - Unsinn macht halt auch Spaß.
Und das müssen das Paar und die Gäste noch wissen: Zum Polterabend darf Jeder kommen, der von diesem Termin gehört hat. Zum Polterabend versammeln sich ohne Einladung Freunde, Nachbarn, Kollegen, Vereinsmitglieder - egal ob sie zur Hochzeitsgesellschaft gehören oder nicht. Das Paar muss also nicht überlegen, wem eine Einladung geschickt wird. Die Teilnahme ist nicht auf eingeladene Gäste begrenzt; denn zum Polterabend wird nicht eingeladen, der Termin wird vom Paar nur allgemein bekannt gegeben.
Die englische Königin Viktoria herrschte von 1837 bis 1901. Aus ihrer Zeit stammt dieser daher "viktorianisch" genannte Brauch: “Something old, something new, something borrowed, something blue and a lucky six-pence in your shoe.“ Es ist der Rat an die Braut, etwas Altes (old), etwas Neues (new) etwas Geborgenes (borrowed), etwas Blaues (blue) und ein Six-Pence Geldstück im Schuh zu tragen. Es ist eine Tradition, die in England sowieso und auch bei uns oft gepflegt wird - wobei man das Geldstück im Schuh vergessen darf. So achten also Bräute darauf, dass sie bei ihrer Trauung etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues tragen. Das Alte kann z. B. ein Schmuckstück der Mutter oder Großmutter sein, etwas Neues trägt die Braut sowieso, eine Freundin leiht ihr bestimmt ein Brauttäschchen, einen Brautbeutel oder einen Haarschmuck. Als Blaues bietet sich ein Strumpfband an; die Gäste sehen es nicht, aber der Bräutigam darf es dann entdecken - wow.
Dieser Brauch ist quasi ein Orakel und geht so: Die noch nicht verheirateten Frauen aus der Gästeschar stellen sich auf (am besten in einem Halbkreis). Die Braut wirft ihren Brautstrauß in Richtung dieser Frauen. Wer den Strauß fängt, wird die nächste Braut sein. Dieses unterhaltsame Spektakel hat seinen Ursprung bereits im Mittelalter. Schon damals galt es als Glücksbringer, den Strauß als Symbol der Freude mit anderen zu teilen. Allerdings legen die meisten Bräute sich für das Brautstraußwerfen vorher einen einfacheren "Zweitstrauß" bzw. Ersatzstrauß zu; denn den Originalbrautstrauß möchten sie gern behalten und es ist auch zu schade, dass er auf diese Weise zerfleddert wird.
Damit die Braut nicht direkt einer bestimmten Frau zuwirft, stellt sie sich mit dem Rücken zu den Fängerinnen. Es sei denn, eine Person, die den Strauß fangen soll, ist schon vorher ausgemacht - man muss dieses Hochzeitsspiel ja nicht so ernst nehmen.
Traditionell wird der Strauß nach dem Mitternachtstanz geworfen. Doch das stammt noch aus der Zeit, als es üblich war, dass das Brautpaar nach Mitternacht das Fest verlässt, um eine wunderbare Hochzeitsnacht zu genießen. Der Brautstraußwurf war für das Paar ein Abschluss. Mittlerweile sind unterschiedliche Zeitpunkte üblich: Nach der standesamtlichen Feier (falls keine kirchliche Trauung und kein großes Hochzeitsfest folgt) oder nach der kirchlichen Trauung vor dem Kirchenportal oder auf dem Hochzeitsempfang oder nach dem Eröffnungswalzer oder im Verlauf der Feier als extra Programmpunkt oder direkt nach dem Mitternachtstanz bzw. Mitternachtssnack.
Mit dem Wurf des Brautstraußes wird die nächste Braut ermittelt; doch kann man auch vorhersagen, welcher Junggeselle als nächstes in den Stand der Ehe gehen wird? In England ist dazu der Strumpfbandwurf bei Hochzeitsfeiern beliebt: Das Brautpaar tritt vor die Gäste. Die anwesenden Junggesellen werden gebeten, sich beim Paar zu versammeln. Sie stellen sich (auch am besten in einem Halbkreis) auf. Der Bräutigam hebt den Rocksaum des Brautkleides bis das Strumpfband sichtbar wird. Er streift das Strumpfband herab und wirft es in die Schar der wartenden Junggesellen. Der Fänger, so heißt es, wird auch bald ein Bräutigam sein!
Bildnachweis:
Abbildung Scherben: pixabay.com @hans-2 (CC0 Creative Commons)
Weitere Abbildungen: hochzeitsfluesterer.de/gemeinfrei
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